Planung

Selbstversuch

Unsere erste IKEA-Küche

Das schwedische Allround-Möbelhaus ist zum festen Bestandteil deutscher Wohnzimmer geworden. Seit einigen Jahren etablieren sie sich zusätzlich durch ihr planbares Küchenkonzept, welches mit viel Eigeninitiative die Chance auf eine moderne Küchenlandschaft zu einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis verspricht. Doch für wen bietet sich eine IKEA-Küche an? Welche Arbeitsschritte sind bei Planung und Aufbau zu beachten? Und welche Hilfestellungen bietet das Möbelhaus durch Knowhow und Beratung? Unsere Redakteurin Annika Verborg wagte sich an den Selbstversuch zur nagelneuen IKEA-Küche und hat ihre ganz eigenen Erfahrungen und Probleme zusammengefasst. Eine Bildgalerie dokumentiert den Ablauf und veranschaulicht das zufriedenstellende Ergebnis.

Seit einigen Tagen haben dutzende Umzugskartons den Weg in die Wohnung gefunden, der Umzug steht kurz bevor. Getrübt wird der Start in der neuen Bleibe nur durch die fürchterlich alte und hässliche Küche, die sich in der Wohnung befindet. Neben „Billy“, „Benno“ und „Malm“ soll daher nun eine völlig neue Errungenschaft Einzug in die Wohnung erhalten: Unsere erste IKEA-Küche Metod.

Die Planung

„Lass uns doch mal bei IKEA schauen!“ war der erste Schritt zur neuen Küche. Das IKEA-Konzept war uns bestens bekannt, weshalb wir uns auch an die völlig neue Materie der Küchenplanung wagten. Das Ausmaß der Planungsmöglichkeiten führte dazu, dass wir uns erst einmal einen eigenen Überblick über das Angebot von Metod verschaffen wollten. Wir nutzten dafür zunächst beispielhaft geplante und aufgebaute Küchen, die ein schnelles Filtern in Kategorien „Gefällt mir“ und „Gefällt mir nicht“ ermöglichen. Im nächsten Schritt schauten wir uns alle Bestandteile genau an: Mischbatterien, Backöfen, Spülbecken, Fronten, Arbeitsplatten …

Die erste Eindrücke mussten zunächst verarbeitet werden. Beim Stöbern auf www.ikea.com stießen wir auf den „3-D-Küchenplaner“, der eine kostenlose Planung mithilfe von Raummaßen ermöglicht. Innerhalb der nächsten Tage wurden die gesehenen Favoriten zu einer eigenen Küche kreiert. Mithilfe von automatisierten Warnhinweisen über empfohlene Abstände und den Einfluss der fest installierten Anschlüsse wurde schnell deutlich, dass wir die 2,10m, die wir für eine Küchenzeile zur Verfügung hatten, sehr sorgfältig planen müssen und auch Kompromisse zu akzeptieren haben. Es gab also nur einen sinnvollen Platz für den Herd. Der Wunsch, den Platz bestmöglich zu nutzen,  führte zu der Entscheidung, eine nur 45cm breite Spülmaschine auszuwählen. Konsequenz der Wahl eines Sondermaßes war die Beschränkung auf zwei mögliche Fronten, um die Küche einheitlich zu gestalten: Weiß in Hochglanzoptik oder eine Edelstahlfront. Vorbei war damit die Vielfalt der Wahl von über 20 verschiedenen Designs. Der Verzicht auf standardisierte Qualitätsmerkmale war niemals nötig, denn IKEA gewährleistet bei den meisten Geräten eine Garantie von 5 Jahren, die Schränke der Einbauküche Metod erhalten eine Gewährleistung von 25 Jahren

Die Bestellung

Wir speicherten unsere Pläne ab und beschlossen, noch einmal bei IKEA im Möbelhaus ein bisschen zu schauen. Sich jedes mögliche Bestandteil ungestört anschauen zu können, verhalf zu einer sehr eigenständigen und praktischen Planung. Jede Minute, die in die Planung investiert wurde, führte zu einem besseren Verständnis der Materie und brachte uns zu einer optimalen Lösung, die wir in unserem 3-D-Küchenplaner umsetzten. Diese intensive Vorbereitungszeit hat sich bezahlt gemacht. Die finalen Plänen waren Mittelpunkt unseres folgenden Besuchs im IKEA-Einrichtungshaus. Wir präsentierten der sehr kompetenten und freundlichen Beraterin im Küchenbereich stolz unsere Arbeit, die sie detailliert und interessiert inspizierte. Sie wies uns auf wichtige Abstände hin und wir diskutierten mit ihr verständnisvoll unsere Möglichkeiten. Es stellte sich heraus, dass wir mithilfe unserer eigenen Planung eine optimale Lösung erstellt hatten. Nachdem ein Pflegeöl für die Arbeitsplatte, Beine für die Unterschränke und andere wichtige Kleinigkeiten zum Warenkorb hinzugefügt wurden, folgte die finale Bestellung im Wert von etwa 1700€. Ein Liefertermin 14 Tage später zum gewünschten Zeitpunkt wurde vereinbart und die 0%-Finanzierung mit der kooperierenden Bank abgeschlossen. Voller Vorfreude traten wir den Rückweg an, um unseren Vätern von dem neuen Projekt „Wir bauen eine IKEA-Küche auf“ zu erzählen. Als gelernter Elektriker und Hobbyhandwerker mit Erfahrung fühlten wir uns mit ihnen bestens aufgestellt.

Die Lieferung

Kurze Zeit später wurde uns per SMS ein Liefertermin bestätigt, der nicht mit uns vereinbart wurde. Die Recherche nach der Nummer des liefernden Subunternehmens begann und einige Tage später hatten wir die Lieferung zwar nicht auf den von Beginn an vereinbarten Zeitpunkt verschieben können, mit einer Verzögerung von zwei Tagen wurde uns dann jedoch ein Termin zugesichert, der auch passte.

Dieser Termin wurde pünktlich und zuverlässig eingehalten. Zwei Lieferanten trugen Päckchen für Päckchen jedes Teil unserer neuen Küche in den zweiten Stock. Die 2,40m lange Arbeitsplatte, sowie alle bestellten Elektrogeräte schleusten sie sicher durch das schmale Treppenhaus. Nach einer aufwendigen Prüfung der Bestellung verursachte die Bezahlung einige Probleme, da die beiden Herren keine Erfahrung mit der Abrechnung einer finanzierten Küche hatten. Doch nach einigen Minuten schien dieses Problem überwunden zu sein.

Der Aufbau

Nachdem die „Checkliste zum Küchenaufbau“, die online von IKEA kostenlos zur Verfügung gestellt wird, durchstudiert wurde, sollte der Aufbau beginnen. Unsere Väter rollten bestens ausgestattet aus der Heimat an. Das Ausmaß an Schraubenziehern, verschiedenen Kreissägen und akkubetriebenen Heimwerkergeräten war enorm, sodass es nicht an fehlenden Montagegeräten scheitern würde. Motiviert wurden die ersten Kartons aufgerissen. Schnell wurde klar, dass ein System notwendig ist, um den Überblick über die Abläufe zu gewährleisten. Denn die Anleitung eines einzelnen Schranks reicht nicht, um den gesamten Aufbau zu koordinieren. Es wurde also logisch sortiert, der Aufbau koordiniert und die entstehenden Müllberge durch Verpackungsmaterial in ein anderes Zimmer manövriert. Drei selbsternannte Fachmänner arbeiteten sorgfältig und mithilfe der Anleitungen den ganzen Tag an unserer neuen, kleinen Küche. Fehler in den Beschreibungen führten immer wieder zu Missverständnissen und Problemen und die Montage kleinster Bestandteile nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Nach 13 Stunden Arbeit folgte ein Zwischenergebnis: Die Unterschränke waren ausgerichtet, die Arbeitsplatte angepasst und Spüle, Spülmaschine und Herd angeschlossen. Die naive Vorstellung einer günstigen neuen Küche durch „ein bisschen eigene Arbeit“ entsprach leider nicht dem tatsächlichen Ablauf.

Einige weitere Tage verbrachten wir zu zweit mit dem Aufbau unserer Küche. Wir bauten Schubladen zusammen, konstruierten die Inhalte der ausziehbaren Schränke und kämpften uns Griff für Griff zum Ende dieser Aufbauorgie. Die Tatsache, dass die meisten Vorbohrungen selbst getroffen werden müssen, ist ein sehr zeitintensiver Prozess, der eine hohe Präzision erfordert. Zusätzlich standen wir vor dem unerwarteten Problem, dass die Front der Spülmaschine mithilfe einer Schiene bei der Öffnung beweglich ist und der Platz zur gegenüber verbauten Abstellkammer nicht ausreicht. Diese Konstruktion ging aus keinem unserer Pläne hervor. Den Abend verbrachten wir bei IKEA, ließen uns beraten und tauschten einige Teile um, die übrig gewesen sind. Umtausch und Beratung funktionierten wie immer selbstverständlich und schnell. Kurze Zeit später war das Problem mit der Spülmaschine handwerklich gelöst: Die bewegliche Schiene wurde einfach nicht verbaut, die Front ein paar Zentimeter zurecht gesägt und auch die letzten Details an der Küche final erledigt.

Fazit

Eine eigene, selbstgeplante und -aufgebaute Küche ist ein Erlebnis, das von IKEA mit  professioneller Mühe mittels guter und einfacher Grundlagen kompetent unterstützt wird. All die individuellen, kleinen Fragen und Probleme des Aufbaus, die ganz selbstverständlich entstehen, müssen allein und mithilfe von eigenen Heimwerkerkompetenzen gelöst werden. Die zeitintensive Arbeit erfordert viel Vorstellungsvermögen und die Hilfe von begabten und geduldigen Helfern. Vor wenigen Monaten hat IKEA sein Küchenkonzept „Faktum“ durch das neue System „Metod“ abgelöst, kleinere Fehler in den Anleitungen und Beschreibungen sind deshalb erfahrungsgemäß nicht auszuschließen. Flexibilität und Kompromissbereitschaft sind wichtige Kompetenzen, die von der Planung, bis zum Aufbau unbedingt notwendig sind. Denn mit Kommunikationsschwierigkeiten zwischen IKEA und ihren Subunternehmen ist stets zu rechnen. So wurde der Betrag für die Küche letzten Monat zunächst komplett abgebucht, anstatt durch die vereinbarte Ratenzahlung monatlich mit einem Teilbetrag.

Die einzigartige „eigene“ IKEA-Küche ist wie jede andere Küche mit praktischen Lösungen und finanziellen Rahmenbedingungen verknüpft, die die enorme Auswahl extrem einschränken können und einen falschen Eindruck über die eigenen Möglichkeiten erwecken. Der Alltagstest zeigt, dass alle Elektrogeräte, sowie die Verarbeitung der Echtholzarbeitsplatte und die Qualität und Pflege der gesamten Materialien sehr zufriedenstellend sind. Schockiert hat uns hingegen der Müllberg, der durch alle Verpackungsmaterialien entstanden ist und aufwendig entsorgt werden musste. Beim Kauf der nächsten IKEA-Küche haben wir sicher eine realistische Vorstellung, wie viel Zeit, Koordination und Engagement in die Vorbereitung, den Aufbau und die organisatorische Nachbereitung investiert werden muss. Eine Verkürzung durch eine professionelle Montage hätte etwa 500€ gekostet – eine aussagekräftige Summe, die die Investition der eigenen Zeit vielleicht nur noch halb so schlimm macht.

Hier die fünf wichtigsten Tipps beim Kauf einer IKEA-Küche

  • Notwendige Grundlagen: Eigeninitiative, Planungsvermögen & Präzision
  • Unbedingt nutzen: Kompetentes Beratungsangebot der IKEA-Einrichtungshäuser
  • Aufbau: Handwerklich begabte Helfer mit Erfahrung hinzuziehen
  • Organisation: Konzeptlosigkeit beim Aufbau führt sofort zu Chaos
  • Zeit: Unbedingt mehrere Tage für den Aufbau einplanen